Mehr Sozialdemokratie wagen. Wahlkampfauftakt von Johannes Fechner in Lahr

LAHR. Ein zuversichtlicher junger Kandidat, ein prominenter Redner, keine drei Dutzend Zuh?rer und einige etwas ratlose Genossen: Wahlkampfauftakt der Lahrer SPD. Johannes Fechner trotzt der Krise und will nach 2005 erneut versuchen, einen Sitz im Bundestag zu erobern. Und so, wie er redet, scheint er ?berzeugt zu sein, dass er es dieses Mal schaffen kann.
Das rot unterlegte Plakat mit dem jungenhaften Portr?t Fechners h?ngt an der h?lzernen Wand im Nebensaal der Dammenm?hle, neben der zwei Meter hohen Standuhr mit ihren zwei gedrechselten S?ulen. Der junge Politiker (36) und der verschn?rkelte Chronometer kommen aus verschiedenen Zeiten. Fechner redet flott, ist selbstbewusst, spult in wenigen Minuten sein „glasklares Programm“ herunter (soziale Marktwirtschaft statt neoliberaler Ans?tze), und macht trotz des miesen Abschneidens der SPD bei der Europawahl in Optimismus. Halte die SPD ihr Ergebnis von 2004, seit er (Fechner) mit Platz 24 auf der Landesliste im Parlament. Und wenn?s ganz gut l?uft, und die Gr?n-W?hler ihm ihre Erststimmen geben („Der Bonde will die Erststimme gar nicht“), dann k?nnte es f?rs Direktmandat reichen. Ein paar Spr?che hat er auch parat („Hannes und die B?rgermeister“, „Hannes, der kann es“).
Und doch erinnert sich mancher altgediente Sozialdemokrat an diesem Abend gern an jene Zeiten, als Standuhren noch verbreiteter waren und die SPD mit Slogans wie „Willi w?hlen“ punktete. Wolfgang Miessmer zum Beispiel, der in den 70er Jahren zweimal f?r den Landtag kandidiert hatte. Er bem?ngelte, dass der SPD eine gute Kampagne fehlt und dass sie die Arbeitnehmer nicht mobilisiere. „Warum verkaufen wir uns so schlecht?“, fragte ein anderer, schlie?lich mache die SPD doch eine gute Arbeit. Es merkt nur keiner. Fechner will das mit einer Reihe von Veranstaltungen in Lahr ?ndern. Aber wie soll man dies didaktisch in kurzer Zeit umsetzen, will Alt-Landtagsabgeordneter Walter Caroli wissen und fordert eine Zuspitzung auf die wesentlichen Unterschiede.
F?r die Mobilisierung der W?hler will Gernot Erler, Staatssekret?r im Ausw?rtigen Amt und Bundestagsabgeordneter, mit seinen Genossen in den verbleibenden 96 Tagen bis zur Wahl hart arbeiten. Er spricht von der Bedeutung der Solidarit?t, und dass die Bereitschaft dazu bei vielen noch sehr verhalten sei. Die Krise sei eben noch nicht ?berall angekommen. Dabei w?ren die B?rger fahrl?ssig, w?rden sie sich in der Krise eine schwache SPD leisten, meint Erler.
Als Au?enpolitiker lobt er seinen Chef und Kanzlerkandidaten Steinmeier und die, wenn auch etwas ruppige, Kritik des Finanzministers an Steueroasen. Und nat?rlich d?rfen einige S?tze zum Iran nicht fehlen. Die internationalen Proteste gegen die Wahlmanipulation und die Gewalt gegen Demonstranten seien richtig. 85 Prozent („staunenswert“) der Iraner seien zur Wahl gingen. Die Leute demonstrierten trotz hohen Risikos und wollten wissen, wo ihre Stimmen geblieben sei. Da stimmten 40 Prozent Wahlbeteiligung bei der Europawahl sehr nachdenklich.
Quelle: Badische Zeitung